Unbekannte Platinen testen

  • Moin zusammen.



    Ich würde hier gerne Informationen und Tips sammeln, wie man am besten vorgeht, wenn man eine unbekannte Platine OHNE Jamma-Anschluss vor sich liegen hat.


    Wie erkennt man, wo 5V und wo GND liegt (TTL-Bausteine suchen/erkennen und Anschlusspins verfolgen), etc.



    Vorschläge?

  • Hallo,


    das ist schnell erklärt.


    Zuerst suchst du dir eines der vielen TTL-IC auf der Platine und überprüfst mit einem Durchgangsprüfer (Multimeter) Masse und +5V.


    Die Belegung der Masse und der Versorgungsspannungen der TTL IC und der meisten Ram Bausteine und Eproms ist so wie in diesem Bild gezeigt.


    http://carsalonmori.net/electro/ttl-ic.gif


    Das bedeutet, plus oben li, minus unten re (wenn die Kerbe nach links zeigt)


    Danach sucht man mit einem Oszilloskop den Sync. und die 3 Farben, die man dann nach Vorbildern aus Mame oder Screenshots sortiert.
    Ansonsten nach "Gefühl" ..Feuer ist oft rot, Wasser ist blau usw... :]


    Ein "olles" Oszilloskop sollte eigentlich jeder Arcadebastler haben, da es oft weniger als eine Platine kostet.....Ansonsten muss man viel länger fummeln.


    Die Belegung der Eingänge sucht man mit einem Kabel, dessen Ende einmal auf GND der Platine gelegt , und das zweite mit einem Widerstand (zwischen 47 und 100 ohm typisch) verbunden wird. Mit dem freien Ende des Widerstandes tastet man so lange die Pins ab, bis ein coin gezählt wird....credit ist dann gefunden. Das selbe für Start, danach move und fire.


    Der Widerstand verhindert Kurzschlüsse, wenn man an einen Pin gerät , der belastbare 5 V führt.


    Den Sound muss man relativ mühselig suchen. Die Masse ist fast immer mit der Hauptmasse identisch. +12 V erhält man am besten durch ein Datasheet (datenblatt) des IC-Typs.
    LS- Ausgang dann wieder mit dem Oszilloskop finden....dauert 10 Sekunden :]


    Sollte die Platine äusserst "historisch" sein, und ausserdem noch -5 V benötigen, dann kann man das an speziellen Bausteinen auf der Platine erkennen und von dort auch Belegung am Stecker Spannung über das Pinout des IC bekommen (z.B. alte Eproms 2708 oder dynamische Rams der ersten Stunde.


    Soweit im "Groben" ...Das feine bekommst du mit der Zeit selbst heraus.


    PS: Habe noch zwei 50 MHz Hewlett Packard Oszilloskope für kleines Geld abzugeben....Bei Interesse einfach melden. Sollten aber abgeholt werden :O



  • Hi und danke für die doch recht ausführliche Erklärung.


    Das mit den TTL-Bausteinen war mir klar, nur einen Oscar hat wohl nicht jeder zu hause.....ich auch nicht ;)


    Wie hab ich mir das vorzustellen? Wie messe ich mit dem Oszi, d.h. wo lege ich die beiden Strippen an?


    Und was zeigt ein Oszilloskop an, wenn ich z.B. den Kontakt für Rot gefunden habe?


    Kann da jemand mal ein Bild von machen?



    Bestimmt gibt es Bausteine, die auf das Verarbeiten von Videosignalen hinweisen.


    Das mit dem Sound ist, denke ich mal, weniger kompliziert. Wenn man erst mal ein Bild hat, weiß man ja auch, welche Platine es ist und kann ggfs. nach dem Pinout suchen.


    Ich denke, es gibt noch viele offe Fragen und ich bin mir sicher, dass viele hier nicht wesentlich mehr bescheid wissen, als ich.


    Ich werde meine Erkenntnisse dann sammeln und in einer kleinen FAQ zusammenstellen.

  • Hallo,


    Zitat

    Wie hab ich mir das vorzustellen? Wie messe ich mit dem Oszi, d.h. wo lege ich die beiden Strippen an?


    Das Oszilloskop wird über einen "Tastkopf" angeschlossen. Der sieht z.B. so aus:


    http://www.gmc-instruments.ch/bilder_mpkat/hv-tastkopf.jpg


    Die Masseklemme (Krokoklemme) an dem 20 cm Kabel kommt (wer hätte das Gedacht) an Masse (GND) der Platine, und mit der Tastspitze (oben links) tastet man die Punkte der Platine ab.



    Zitat

    Und was zeigt ein Oszilloskop an, wenn ich z.B. den Kontakt für Rot gefunden habe?


    Die drei Farbsignale kann man optisch nicht voneinander unterscheiden...Das ist aber auch erstmal nicht nötig. Das Oszilloskopbild einer Farbe ist (bei bewegtem Bildinhalt) natürlich auch immer "in Bewegung" Es sieht in der Regel so aus:





    Das Synchronisationssignal sieht hingegen anders aus, da es (in der Regel) immer "nach unten" ausschlägt (also negativ ist).
    Es ist auch in seiner Struktur vom Farbsignal leicht zu unterscheiden, da seine Amplitude (höhe) stabil bleibt.




    Zitat

    Bestimmt gibt es Bausteine, die auf das Verarbeiten von Videosignalen hinweisen.


    Das ist vor allem bei Platinen aus den 80igern und davor in der Regel nicht der Fall...Alles wird in TTL realisiert. Der Video DAC (Digital zu Analog Converter) ebenfalls.


    Spätere Platinen haben dann oft einen Videohybrid . Ein vergossener Baustein, der u. A. den Videodac enthält so z.B. bei Seibu (Raiden) oder Taito F2 (Growl, Gun Frontier usw)


    Zitat

    Das mit dem Sound ist, denke ich mal, weniger kompliziert. Wenn man erst mal ein Bild hat, weiß man ja auch, welche Platine es ist und kann ggfs. nach dem Pinout suchen.


    Stimmt...Das ist der leichte Weg :]

  • Super...vielen Dank.....wenn jetzt noch die beiden Bilder funzen würden, wär's optimal :D




    Könnte ich ggfs. auch mit einem normalen (digitalen) Messgerät die Signale aufspüren? Wenn nein, warum ist ein Oszi zwingend notwendig?



    Die Kontroller wären ja "tot", da würde sich nix tun.


    Bei Sync bekäme ich nach deiner Aussage negative Werte, bei den drei Farben postive, in ihrer Höhe schwankende Werte.


    Ich glaube, ich werde das einfach mal testen und schauen, was passiert.




    Aber das mit dem Widerstand in der Prüfstrippe ist ein sehr guter Tipp...vielen Dank dafür!!!



    @elm: du hast doch auch das Problem mit ner unbekannten PCB....hat dir das hier ein wenig weitergeholfen?

  • Hallo,


    die Bilder werden hier gut angezeigt...Liegt vielleicht an deinem Browser??


    Zitat

    Könnte ich ggfs. auch mit einem normalen (digitalen) Messgerät die Signale aufspüren? Wenn nein, warum ist ein Oszi zwingend notwendig?


    Hmmm....kaum zu machen. Das kommt einem "probieren" gleich.




    Zitat

    Die Kontroller wären ja "tot", da würde sich nix tun.


    Jeder Steuereingang würde +5V anzeigen. Sie führen eine "nicht belastbare" Spannung , die erst durch den Stick auf GND gelegt wird . Es ist also alles "andersherum. Liegen 5V an, ist der Eingang nicht aktiv, "drückt" man die 5V herunter , dann ist der Eingang aktiv.
    (vereinfacht ausgedrückt)


    Du würdest also überall 5V messen, und die Videosignale würden "irgendetwas" im Bereich 1 bis 4 V anzeigen (je nach Multimeter)


    Dann kann man auch gleich probieren...Und zwar SO:


    Man nimmt sich EINE Farbe vom Monitor (z.B. rot) und verbindet sie mit einem Kondensator (z.B. 1 µF) Der Kondensator dient dem Schutz des Monitors, da er möglicherweise 5VDC nicht verträgt....Das ist zwar eher selten, aber ich würde es mal zum testen empfehlen.


    Mit dem freien Bein des Kondensators tastet man dann den pcb-Stecker so lange ab, bis man rote , bewegliche Streifen auf dem Monitor sieht.
    Das ist dann einer der Farbausgänge.


    Danach nimmt man den Synceingang (ohne den Kondensator) und tastet in wieder erneut. irgendwann steht das rote Bild klar auf dem Monitor....Der sync ist also gefunden. Mit dem Kondensator wierder die beiden letzten Farben suchen....fertig.

  • Imageshack wird hier in der Firma geblockt....daher kann ich die Bilder nicht anschauen....mach ich heute Abend.



    Ich werds zunächst mal mit meinem Fluke versuchen.....wenns net hinhaut, schau ich mich nach einem (sehr günstigen) Oszi um....muss ja nix großartiges sein....so ohne Speicher und so.



    Danke schon mal......jetzt wissen wir, dass da jemand ist, der sich mit sowas auskennt :D

  • Tach mal wieder.



    Ein neues Problem ist aufgetaucht: eine Platine hat offensichtlich Stereo, zumindest steht im Pinout SP1+/SP1GND und SP2+/SP2GND...also insgesamt 4 Pins.


    Wie macht man das bei Standard-Jamma-Automaten?


    Ich habe zwar zwei Lautsprecher im Quadro, aber wo löte ich die an der Jamma-Leiste an?



    edit: hab was gefunden. Und zwar den erweiterten Jamma, der hat an 26 AUDIO L und gegenüber AUDIO R. Die Masse holt er sich dann anderweitig?

  • Hallo,


    Zitat

    die masse ist wahrscheinlich sowieso bei beiden lautsprechern die gleiche


    das ist zwar möglich, aber imo nicht wahrscheinlich, denn die meisten mir bekannten, etwas neueren Stereoausführungen arbeiten mit sog. Brückenverstärkern.
    Bei diesen Verstärker IC´s darf weder der + pol, noch der - pol mit GND verbunden werden.


    Macht man es dennoch, dürfte es unsauber klingen, nach kurzer Zeit wird die Endstufe sehr heiss, und verabschiedet sich dann nicht selten.

  • Hallo,


    Wenn Luigi die Bezeichnung des (stereo) Endstufen-IC hier postet, kann ich ihm sagen, wie sich die Lage verhält. Es könnten natürlich auch zwei separate Mono- Bausteine verbaut sein.....


    Die Bezeichnung muss auf dem Baustein stehen....


    8)

  • Hi scope.


    Es ist eine Bank Panic (bootleg) und ich denke, der Baustein, den du meinst, trägt die Nummer : 4J1 HA1377A


    kannste damit was anfangen?



    Jedenfalls denke ich mal, dass ich die Lautpsrecher denn auch separat anfahren kann.

  • Zitat

    PS: Habe noch zwei 50 MHz Hewlett Packard Oszilloskope für kleines Geld abzugeben....Bei Interesse einfach melden. Sollten aber abgeholt werden


    Vorsichtig Interesse an einem anmeld.......das hängt davon ab was für Dich kleines Geld bedeutet. :]


    Matze