Hallo,
ich konnte am Wochenende nicht widerstehen, mir einen "Electron Games-G.Reichert Orion Frogger Cocktail Table" in Ebay zu ersteigern.
Die Beschreibung war wage:
"Der Bildschirm geht an und flimmert am Anfang." ... und ...
"Ob alles soweit da sitzend funktioniert kann ich nicht sagen, da wir Ihn nur benutzt haben. Es kann auch sein, dass der Rest Defekt ist. Damit kenn ich mich aber nicht aus."
Naja ... hört sich schon nicht gut an ... ich habe das Ding dann für 45,50 ersteigert ... hatte auch nur 51,00 geboten ... mehr ist er auch nicht wert.
Ich habe den Tisch Sonntag abgeholt. Die Verkäufer (Er und Sie) waren sehr nett und freundlich.
Beide haben mit Automatentechnik nix am Hut und somit erklärt sich auch die Ebay-Beschreibung. Da sollte nix verschleiert werden.
Der Tisch stammt aus einem Nachlass und wurde zusammen mit reichlich Geldspielern, einem Flipper und anderen Sachen nach dem Tod des Schwiegervaters in dessen Haus im Keller entdeckt.
Der Orion stand wohl einige Jahre in diesem Keller unter einer Modelleisenbahn (hat genau darunter gepasst) und wurde scheinbar auch wohl in dieser Zeit nie benutzt.
Woher er genau kam wusste aber niemand mehr. Das Hochtragen ins Erdgeschoß über die enge Treppe gestaltete sich als das 'Arnold-Schwarzenegger-Event' des Tages.
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Der Orion-Tisch ist was für Arcade-Fans, die viel Wert auf Sperrholz, Furnier und das damit verbundene große Gewicht legen.
In dem Table arbeiten neben zwei Trafos auch eine ausgewachsene 50cm (20") Bildröhre von Valvo (http://de.wikipedia.org/wiki/Valvo) mit SEL-Chassis,
was den Orion auch bei hohen Windgeschwindigeiten standfest macht. Während man Taito-Tables mit 14"-Monitoren als schlank bezeichnen kann, ist dieser Tisch eher adipös.
Das Design kann man heute mit dem Wort "Klotz" assoziieren. Luigi Colani war wohl gerade anderweitig beschäftigt.
Dem Tisch lag auch noch die original 'Valvo Euro Color'-Garantiekarte bei, die ich mal einschicken muss, bevor die Garantie verfällt.
Der Tisch hat ganz schön gelitten. Während die Seite für Player#1 (neben den Münzprüfern) noch ok ist, hat die andere Seite einen Wasserschaden.
Vielleicht hat er mal im Freien gestanden (riecht auch ein bisschen muffig/schimmelig) oder es war mal ein Wasserohrbruch im Keller.
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Die Kassenklappe war aufgebrochen ... natürlich fehlen die Schlüssel (muss ja so sein). Wenigstens sind die Schlüssel für die Technikklappen vorhanden.
Mit 34514 Spielen oder Credits hat der Tisch sein Geld ja verdient, ist aber auch entsprechend abgenutzt. Die Scheibe hat reichlich und auch tiefe Kratzer.
Die Münzprüfer sind von guter Qualität (zumindest damals). Der linke prüft 1DM und 2DM-Stücke und die beiden Klappen sind rückgefedert !
Wenigstens lagen noch ein 2DM und ein 5DM-Stück in der Kasse ... !
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Der Tisch wurde ja als Frogger angeboten, war auch früher laut Orion-Translite mal drin, jetzt ist aber eine SuperQuix-PCB eingebaut.
Hier sind auch die Telefonnummern des Herstellers ... aber auf den Anruf kann ich wohl verzichten.
Die Fa. Electron Games von Goswin Reichert heißt jetzt Spiel-In und hat die Produktion von 'TV-Spielern' und Geldspielern (zwischen 1980-1988 in Limburg)
laut eigener Homepage eben 1988 eingestellt. Spiel-In betreibt jetzt scheinbar nur noch Casinos (http://www.spiel-in.de/unternehmen/firmengeschichte.html)
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Auch offen ist der Orion sehr ausladend. Der Deckel mit der Glasscheibe wiegt gefühlt eine Tonne, wahrscheinlich aber mehr.
Links und rechts wird der Monitor von je einer Leuchtstoffröhre flankiert, die jeweils die Translites auf der Spielerseite beleuchten.
Auffallend am Cab ist die Bemühung des Herstellers, möglichst viel Holz und möglichst wenig Metall zu verwenden.
Jeder Winkel, jeder Übergang, auch die Beine, wurde aus Holz gedrechselt. Schön sind die zwei Gehäuseschalter (zweites Bild),
die das Game ausschalten, sobald jemand den Deckel oder die PCB-Tür öffnet ... da war damals noch Feuer drin :).
Während heute jeder flennt, wenn ihm mal das Handy am Ohr explodiert, hat man damals auch noch das Bier auf die Hochspannung gestellt ...
Im Gehäuse findet sich auch eine seperate Steckdose. Da konnte die Putzfrau dann den Staubsauger anschließen, die Wandsteckdose war ja vom Orion belegt.
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Der Tischdeckel ist so schwer, dass ein Vorbesitzer mal den Deckelhalter abgebrochen/abgerissen hat.
Wahrscheinlich hat sich der Metallbügel mal verbogen und dabei ist auch die eine Leuchtstoffröhre kaputt gegangen.
Die Scherben liegen immer noch im Cab, wie auf einigen Bildern zu sehen.
Interessant ist auch das Belüftungsproblem gelöst. Dazu dienen die vier gebogenen Lochbleche, die, bei geschlossenem Deckel,
eher wenig als viel warme Luft rauslassen, damit das Sperrholz nicht zu sehr brutzelt.
Der Monitor ist wie gesagt ein Monster. Auf der einen Seite direkt ins Holz geschraubt, fehlt auf der anderen Seite aufgrund der
Kassensituation das Holz. Hier sind zwei 4mm-Stahlwinkel, die den Monitor tragen (hatten wohl kein Holz mehr).
Interessant auch auf dem letzten Bild (Pfeil) die Steckverbinder. Schraubt man den Deckel mit den Control-Panels ab, muss
man hier jedes Kabel einzeln abziehen. Anstatt eines einzigen Molex-Steckers muss man hier 2x 10 Flachstecker abziehen (und falsch wieder aufstecken)
Einschalten werde ich das Ding die nächsten Tage auch mal ...